Junge Menschen heute stehen nicht nur unter permanentem Leistungsdruck, sondern sie haben auch eine Tendenz, dauernd auf Reize zu reagieren, die auf sie einwirken. Damit gemeint sind Reize aus den Medien, aus ihren Smartphones, aus den Bildschirmen usw. Die jungen Menschen erleben auf intensive Weise, was zur Zeit vielleicht die meisten Menschen in unserer Kultur erleben, nämlich innerlich permanent auf dem Sprung zu sein, zu reagieren auf Dinge, die auf uns einwirken – anstatt auch mal innezuhalten und zu überlegen: was will ich eigentlich wirklich.
Ebenso leiden immer mehr Lehrer unter Stress, da zu den klassischen Aufgaben der Stoffvermittlung immer mehr Erziehungs- und Sozialisationsaufgaben hinzukommen, auf die sie nicht oder wenig vorbereitet sind. Bedingt durch Zeittaktung, Zeitverdichtung und Leistungsdruck fehlt es dem Lebensraum Schule häufig an selbstbestimmten Gestaltungsfreiräumen und achtsamen Momenten.
Achtsamkeit in der Schule ist daher ein wirksamer Ansatz für Lehrer und Schüler, der in letzter Zeit in den Fokus des Forschungsinteresses gerückt ist.
FORSCHUNG
1. Achtsamkeit in der Schule (AISCHU)
Pionierin auf diesem Gebiet ist Vera Kaltwasser. (www.vera-kaltwasser.de)
Eine Pilotstudie der Universität München (LMU/GRP) zu AISCHU (Prof. Dr. Kohls, Dr. Sauer) hat gezeigt, dass mit diesem Konzept positive Ergebnisse hinsichtlich der Aufmerksamkeitssteuerung und der emotionalen Selbstregulation erzielt werden können.
AISCHU beinhaltet
• Achtsamkeitsübungen, die kontinuierlich in den Unterricht eingefügt werden
• ausgewählte, besonders für Kinder und Jugendliche geeignete Qigong-Übungen
• Psychoedukation - altersgerechte Informationen über physiologische und
psychologische Aspekte des Stressgeschehens
• Beobachtungsaufgaben für den Alltag ("Forschen in eigener Sache")
• Übungen zur achtsamen Kommunikation
2. "Muße in der Schule" : Ein laufendes Forschungsprojekt. Initiiert wurde es von Prof. Joachim Bauer und Prof. Stefan Schmidt am Universitäts-Klinikum Freiburg. (Sonderforschungsbereich Muße.)
Prof. Bauer beschreibt eine Lebenswirklichkeit in Schulen, in der mittlerweile eine "komplette Funktionalisierung des Wissenerwerbs stattgefunden hat in dem Sinne, dass Schule nur noch eine Vorbereitungsanstalt auf zukünftigen Bildungserfolg ist, der dem Wirtschaftserfolg des jeweiligen Landes dienen soll."
Der etymologische Ursprung der Schule liegt – im altgriechischen Wort scholé – in der Muße.
Dies führt zu der Frage nach dem Verbleib der Kindheit, nach dem Verbleib von Freiräumen, von Muße.
Folgende Fragen werden hierbei untersucht:
Um die Auswirkungen der Interventionen wissenschaftlich zu begleiten, werden in einem kontrollierten Wartegruppendesign über drei Kohorten verteilt jeweils etwa 96 Schüler/innen und 96 Lehrer/innen an drei Gymnasien separat an einer achtsamkeitsbasierten Intervention teilnehmen. (AchtWochenKurs Stressbewältigng durch Achtsamkeit) Evaluiert werden die Interventionen anhand eines mixed-method-Ansatzes mit quantitativen und qualitativen Methoden.
Die Laufzeit der Studie ist zunächst bis 2015. http://www.swr.de/swr2/programm/sendungen/wissen/immer-schneller-immer-oberflaechlicher/-/id=660374/did=14703860/nid=660374/a5d9ys/index.html
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LINKS UND PROJEKTE:
- Achtsamkeit in der Schule (AISCHU) www.vera-kaltwasser.de
- Arbeitskreis Achtsamkeit mit Kindern und Jugendlichen www.akiju.de
- mindful kids berlin www.mindfulnessberlin.de/mindful-kids-berlin
- Forschungsprojekt "Muße" http://www.uniklinik-freiburg.de/psychosomatik/forschung/schwerpunkte/sonderforschungsbereich-musse-sfb1015-musse.html
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